Warum es im Interesse Afrikas liegt, seine Beziehungen mit Asien zu stärken
Isabelle Zongo
Deutsche Übersetzung von Otto Kölbl
Portrait, von Isysia
Ich bin immer wieder erstaunt, wie oft man die Beziehung zwischen Afrika und Europa oder zwischen Afrika und Asien als eine Beziehung zwischen Untergeordneten und Übergeordneten auffasst. Kommt es daher, dass die Betroffenen einen Überlegenheits- bzw. Unterlegenheitskomplex ausdrücken wollen? Oder glauben sie, so das Labyrinth der diplomatischen, wirtschaftlichen und politischen Beziehungen besser durchschauen zu können? Eigentlich will ich es gar nicht wissen.
Es gab natürlich eine Zeit, wo die Beziehung mit Afrika sehr oft so dargestellt wurde, aber ich glaube nicht, dass man jetzt einfach so weitermachen kann, als wäre inzwischen nichts passiert.
Afrika weist eine grosse Vielfalt an menschlichen Ressourcen auf; Afrikaner haben sich erfolgreich in vielen Ländern auf allen Kontinenten niedergelassen und integriert. Im Westen und in Asien nimmt man mehr und mehr das Potential Afrikas wahr, sowohl im Bereich der Landwirtschaft, der Bodenschätze als auch der strategischen Überlegungen. Die Afrikaner werden sich ebenfalls der Attraktivität ihres Kontinents bewusst. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Afrika der Kontinent der Zukunft ist!
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Dies zieht sowohl den Westen und Asien also auch die Petrodollars an. Unter diesen Alternativen liegt es meiner Meinung nach im Interesse Afrikas, vor allem seine Beziehung mit Asien zu stärken, aus folgenden Gründen:
- Kulturelle Ähnlichkeit: Afrika steht Asien kulturell sehr nahe. Dies drückt sich zum Beispiel sehr stark in sozialen Werten wie dem Respekt für die Älteren und dem Erstgeburtsrecht aus, also der privilegierten Stellung des ältesten Sohnes in der Familie.
- Gegenseitiger Nutzen: Die Asiaten haben die Demut von denjenigen, die sich aus eigener Kraft nach oben gearbeitet haben. Sie neigen deshalb dazu, die Afrikaner als gleichwertige Partner zu betrachten, was den gegenseitigen Austausch stark vereinfacht. Bei geschäftlichen Beziehungen gibt es selbstverständlich immer einen Vorteil für die eine oder andere Seite, aber das kann nicht anders sein, denn wie unsere englischsprachigen Freunde sagen: "No pity in business!" (Kein Erbarmen im Geschäft).
- Die Dankbarkeit: Asiaten und Afrikaner sind denen, deren Unterstützung und Grosszügigkeit sie einmal geniessen konnten, auf ewig dankbar. Diese Dankbarkeit kann auch Jahrzehnte später noch ihren Ausdruck finden.
- Eine ähnliche Weltanschauung: Die Asiaten haben eine Vision der modernen Welt, die sich von derjenigen der westlichen Welt sehr stark unterscheidet: Sie glauben an eine bessere Zukunft und haben grosse Projekte. Die Afrikaner sollten sich davon inspirieren lassen, um die afrikanischen Städte zu modernisieren.
- Ein dynamisches Entwicklungsmodell: Die wirtschaftliche Entwicklung von zahlreichen asiatischen Ländern sollte ein Vorbild für Afrika sein. Es ist beeindrucken zu sehen, wie Länder, die in den 50er Jahren noch viel ärmer als einige afrikanische Länder waren, jetzt zu den Top 15 in der Weltwirtschaft zählen, weit vor Afrika.
Sie fragen sich jetzt vielleicht, worauf ich mich in meiner Analyse stütze. Ich arbeite in der Elfenbeinküste in einer Agentur für die Förderung von ausländischen Investitionen. So hatte ich wiederholt Gelegenheit, während Geschäftsreisen in verschiedene asiatische Länder Erfahrung mit interkulturellen Kontakten zu sammeln; ich sehe ganz klar die Unterschiede zwischen den Kulturen, mit denen ich täglich in Kontakt bin. Meine persönliche Erfahrung kann nicht unbedingt verallgemeinert werden; zahlreiche Experten haben jedoch ähnliche Ansichten vertreten. Was halten Sie davon? Ich würde gern Ihre Meinung hören!
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